Stanisław Vincenz gehört zu den großen Außenseitern der polnischen Literatur; erst heutzutage wird seine epochale Bedeutung gewürdigt. 1888 geboren, wurden die Ostkarpathen und die Region um Kolemea und Stanislau, heute Ivano-Frankivsk, für ihn prägend. Trotz Lebensstationen in Wien, Warschau und Lemberg (Lwów) ließ ihn seine Heimat nicht los. 1936–1958 entstand seine monumentale Tetralogie Na wysokiej poloninie (»Auf der hohen Karpathenalp«), aus der hier erstmals auf Deutsch eine Auswahl vorgelegt wird. Wie Jiří Langer mit Die neun Tore. Die Geheimnisse der Chassidim überliefert Vincenz damit eine untergegangene Geschichtenwelt. Nach dem Einmarsch der Sowjets 1939 floh Vincenz mit seiner Familie nach Ungarn, nach dem Krieg nach Frankreich, starb 1971 in Lausanne. Wegen seines Einsatzes für verfolgte Juden in Ungarn wird er als einer der »Gerechten unter den Völkern« geehrt.