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Mit Briefe nach Triest legt Alban Nikolai Herbst einen großen deutschen Gegenwartsroman vor. Und er führt virtuos hinein in die Geschichte mehrerer Lieben und die Stadt, die durch» ihre« Schreibenden wie Joyce und Svevo, Umberto Saba, Richard Burton oder Fulvia Tomizza zum Literaturort gemacht wurde. Beppe Fenoglio stammte daher, wo das gute Essen herkommt: aus dem piemontesischen Alba. Daß sein gewaltiges Partisanenepos Das Buch Johnny von italienischen Literaturwissenschaftlern kurzerhand mit Moby Dick (!) und mit dem Kampf um Troja verglichen wird, läßt erahnen, daß es sich um ein außergewöhnliches Stück Weltliteratur handelt. Daß der Georgier Iliazd einer der größten Tausendsassas der europäischen Avantgarde war, spricht sich dank der Übersetzung seiner Romane langsam, aber sicher selbst in Deutschland herum – doch die Lyrik von Iliazd bringt nun erstmals Felix Philipp Ingold mit seiner Nachdichtung Wortlos verurteilt zu Gehör! Und den Kosmos um Iliazd und seine Wahlheimat erschließt wiederum Ingold mit seiner großen Gesamtschau des russischsprachigen Paris als Exil. Der Dichter Tomasz Różycki macht sich auf Reisen oder von Polen aus mit Feuerprobe. Die trügerische Kartographie Europas an kuriose »kosmopolnische« Durchmessungen Europas, der Literatur-, der Kulturgeschichte wie der Topographie. Weiters im Blickpunkt: Artur Becker, Józef Hen, Hans Christoph Buch, Paul van Ostaijen, und Darryl Pinckney.

Die Herbstvorschau zum Herunterladen

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Es gab in den bald 25 Jahren unseres Bestehens viele Abschiede von Autorinnen und Autoren, von Weggefährten – von unserem ersten Autor Fritz Beer, mit 94 Jahren, von Marga Minco, mit 103 Jahren, von Ludvík Kundera und Tomáš Radil, von Armin A. Wallas und Dieter Sudhoff. Alle haben ihren festen Platz in unserem Verlag, mit allen fühlen wir uns weiter verbunden. Tod und Sterben begleiten uns, zumal viele unsere Autoren und Autorinnen zu den Überlebenden der Generation gehören, die während der dreißiger und vierziger Jahre verfolgt wurde. Wir waren nie darauf gefaßt, daß der Tod sobald auch unseren Verlag, meine eigene Familie, unmittelbar treffen würde. Der Tod meines Bruder Markus Haacker, mit dem ich den Verlag zuletzt alleine geführt habe, hinterläßt eine schmerzliche Lücke, die immer wieder nach Worten sucht.

Sein Tod macht, über den persönlichen Verlust hinaus, das Verlegen schwerer als je zuvor. Dem abgerungen ist alles, was wir machen, jedes einzelne Buch. Daß zuletzt manches mehr Zeit brauchte, als wir uns das alle gewünscht hätten, liegt mit an den Folgen dieser traurigen Erfahrung. Dafür bitte ich um Nachsicht.

Das Büchermachen bedeutet aber auch Halt. So bin ich fest entschlossen, den seit 2002 gemeinsam beschrittenen Weg nun allein fortzusetzen nach Kräften. Auch als Vermächtnis von Markus Haacker – dankbar dafür, wie er sich bald die Hälfte seines jungen Lebens immer wieder für das gemeinsame Ziel eingesetzt hat, in guten wie in schweren Zeiten, auch aus Verantwortungsgefühl für alle Autoren und Autorinnen, für die der Verlag steht.

Jedes Echo auf unsere Bücher hilft dabei, weiter in diesem Sinne zu wirken. Dafür möchten wir uns bedanken.

Christoph Haacker

Einen persönlichen Nachruf auf Markus Haacker können Sie hier herunterladen [PDF, 1,4 MB]

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Das Herbstprogramm 2023 bietet – teils schon ab dem Sommer – vieles, wofür der Arco Verlag steht:

Jüdische Literatur – so Nowolipie von Józef Hen, der sich anschickt, den Kreis unserer über 100jährigen (Marga Minco und Peter Demetz) zu erweitern.

Avantgarde, prägende literarische Moderne – so mit Ma Yuan und Eugène Ionescos Elegien für kleine Wesen.

Ukrainische Literatur – (auch) im Zeichen des Krieges und der Bedrohung machen wir nach Artem Tschech weiter mit diesem Land und seiner Literatur vertraut, nun mit Dichtung der Verdammten, ausgewählt von Oswald Burghardt alias Jurij Klen.

Deutschsprachige Gegenwartsliteratur – zu zuletzt Marko Martin und Alban Nikolai Herbst, Dorothea Dieckmann und Helmut Schulze gesellt sich nun mit Märzember als Autor Felix Philipp Ingold, bisher bei uns als Übersetzer aus dem Russischen.

Wissenschaft Judentum und Psychotherapie: dieses erste Zusammendenken beider Sphären verspricht ein starkes Echo.

Überraschungen, Horizonterweiterungen, auch für uns selbst – mit Darryl Pinckneys Black Deutschland erweitern wir das Spektrum um eine markante, heutige Stimme der afro-amerikanischen Literatur, Anknüpfung an unsere Berlin-Bücher wie von Paul Gurk oder Ludvík Kundera, zugleich queere Literatur, wie zuletzt bei uns Claude Cahun, James Hanley und Hagar Olsson.

Mit Ma Yuans Drei Arten, Papierdrachen zu falten gehen wir auf eine Reise in völlig unvertrautes Terrain: Tibet und Nordchina. Und können uns kaum losreißen von diesen dichten Erzählungen, einem Stück Weltliteratur aus Fernost.

Marko Martins Brauchen wir Ketzer? Stimmen gegen die Macht aus der Jahresmitte steht gerade jetzt im Blickpunkt, und ich kann nur dafür werben, es zu lesen und darauf hinzuweisen. Diese Portraits kritischer Intellektueller sowie großer Erzählerinnen und Erzähler geben, wenn wir nur wollen, der deutschen Literatur etwas Verschollenes, fast Verlorenes zurück. Jüdische Literatur, Exilliteratur – und ihre denkerischen Impulse auch für unsere Zeit.

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Es ist so weit. Kräftig angewachsen auf fast 500 Seiten, wird Marko Martins druckfrisches Buch Brauchen wir Ketzer. Stimmen gegen die Macht am 14. März im traditionsreichen Buchhändlerkeller in Charlottenburg vorgestellt. Wir lassen es uns selbst nicht nehmen, bei diesem besonderen Abend dabeizusein und Marko Martin im Gespräch mit Axel Haase – und dann bei der Lesung ausgewählter Passagen aus seinen Portraits kritischer Intellektueller – zu erleben.  

14.3. 2023. Buchhändlerkeller, Carmerstr. 1, 10623 Berlin. 20 Uhr.

Zur Veranstaltungsankündigung beim Buchhändlerkeller.

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Das Frühjahr bringt einen Mix aus ganz neuen Büchern und aus Neuerscheinungen, die aus dem Vorjahr nach reiflicher Überlegung kurzerhand verschoben wurden.

Im Januar kam Gerd-Peter Eigners Der blaue Koffer heraus, und Artem Tschechs Nullpunkt wird allüberall besprochen, ist in aller Munde. Ende Februar erscheinen Marko Martins Brauchen wir Ketzer? und Felix Philipp Ingolds Anthologie russischer EinZweiDreizeiler. Erstmals Aussteller auf der Leipziger Buchmesse, erwarten wir Ende April zum Österreich-Schwerpunkt Robert Neumanns fast unbekannten Exilroman Blindekuh – sowie Pariser Nächte mit der einstigen russische Avantgarde des Exils ab 1917. Mihail Sebastian, angeblich Finder eines rätselhaften Hefts mit Fragmenten, gehörte zu den vielen Rumänen, die Paris prägte – oder es ihrerseits prägten. Paul Binnerts hat gerade mit seinem Lügenlabyrinth – jetzt zu besprechen – den starken holländischen Anfang gemacht, Jan Wolkers Sommerhitze und Heere Heeresma Ein Tag am Strand lassen schon an Wärme und Nordsee denken. Ohne die es wiederum David Jones´ durch und durch maritime Anathemata nicht gäbe. All das lenkt ab von Grauen und verborgener Hoffnung in der Ukraine. Doch brauchen wir Bücher nicht allein, uns zu unterhalten. Manchmal tun sie not.

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Gerd-Peter Eigners großes nachgelassenes, epochales Werk Der blaue Koffer wurde gestern in einer Vorpremiere im Berliner Brechthaus vorgestellt – und ist in Kürze im Handel erhältlich.

Moderiert von Sieglinde Geisel sprachen die Weggefährten und Freunde Alban Nikolai Herbst und Hans-Christoph Buch, Gabriele Radecke als Leiterin des Archivs der Akademie der Künste, in dem der schriftstellerische Nachlaß Eigners betreut wird, und Christoph Haacker über den Schriftsteller und sein Buch.

Wer mag, ist herzlich dazu eingeladen, den Videomitschnitt der Veranstaltung hier zu verfolgen (externer Link).

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