Zu seinen Lebzeiten war Eugen Hoeflich (1891–1965) eine schillernde Figur der literarischen Welt und ein bedeutender Autor der Moderne. In Wien geboren, war Hoeflich 1917 als k.u.k. österreichischer Offizier in Palästina stationiert. Neben den Schrecken des Krieges – er war, noch an der galizischen Front, schwer verwundet worden – veränderte dieser Aufenthalt in Jerusalem sein Leben: Er war überwältigt von der mystischen Atmosphäre der Heiligen Stadt, dem Erlebnis der Wüste als Inbegriff des Ursprünglichen, der Farbigkeit und Vitalität des orientalischen Lebens und den Menschen Palästinas: zionistischen Pionieren, kabbalistischen Mystikern, muslimischen Gläubigen, Karawanenhändlern, Derwischen und Beduinen.
Zurück in Europa, mischte sich Hoeflichs Sehnsucht nach dem Land seiner jüdischen Vorväter mit dem Abscheu über die europäischen Verhältnisse: Profitgier, Antisemitismus, Militarismus. Seiner Umgebung entfremdet und vereinsamt, ließ er 1920 die geliebte Welt wiederauferstehen: in den Gedichten aus »Der rote Mond« und in den Prosaskizzen, die er »Feuer im Osten« überschrieb. Eugen Hoeflich, selbst ein wichtiger zionistischer Publizist, arbeitete eng mit herausragenden Persönlichkeiten wie Martin Buber, Robert Weltsch, Hans Kohn und Nahum Goldmann zusammen. Die umfangreiche Edition seiner Tagebücher durch Armin Wallas erlaubt Einblicke in diese Tätigkeiten und das Umfeld.
1927 wanderte Hoeflich nach Palästina aus; den Traum von einem binationalen, bilingualen Jüdisch- Arabischen Brüderstaat nahm er mit sich. Selbst ein Wanderer zwischen Morgenland und Abendland, wurde er Zeitgenossen zum Mittler, zum »Pförtner des Ostens«; Schriftstellerkollegen wie Else Lasker-Schüler oder Armin T. Wegner suchten ihn in Jerusalem auf; er suchte den Austausch mit arabischen Intellektuellen. Im Zweiten Weltkrieg war Hoeflich Kriegsfreiwilliger auf britischer Seite; bei den Kriegen 1948 und 1956 war er Offizier der Israelischen Armee.
Nach dem Zweiten Weltkrieg als expressionistischer österreichischer Schriftsteller Eugen Hoeflich vergessen, wurde er unter seinem hebräischen Namen Moshe Ya'akov Ben-Gavriêl und mit Büchern wie »Das Haus in der Karpfengasse« (1958, verfilmt 1964)) weltweit zu einem der bekanntesten Autoren aus Israel. Als Verfasser humoristischer Bücher wie des Schelmenromans »Frieden und Krieg des Bürgers Mahaschavi« (1952) oder »Das anstößige Leben des großen Osman« (1956) wurde er öfter als ein Vorläufer Ephrahim Kishons angesehen.
Wir würdigen mit Eugen Hoeflich nicht nur einen bemerkenswerten Erzähler und einen Dichter, der oft mit Else Lasker-Schüler verglichen wurde. Sondern auch den entschiedenen Vorkämpfer für ein friedliches, gleichberechtigtes Miteinander von Juden und Arabern – eine Vision, die heute so unendlich weit entfernt scheint.